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Superlässig statt zuverlässig: Schlitten los dank „schlüssellos“?

Manchmal ist weniger mehr. Laut einer Studie des ADAC weisen viele Fahrzeuge mit Keyless-System gravierende Sicherheitsdefizite auf – im Gegensatz zu ihren physischen Pendants.

Gewaltsamer Autodiebstahl war gestern! Keyless-Fahrzeuge sind oftmals leicht zu knacken. (Bild: ADAC/Uwe Rattay))

Schluss mit Schlüsselsuche! Wer einen Keyless-Schlüssel besitzt, braucht diesen nicht minutenlang aus seiner Tasche zu kramen, um sein Auto zu öffnen. Befindet sich dieser nämlich in unmittelbarer Nähe zum eigenen Fahrzeug, erkennen ihn die Sensoren im Auto sofort. Mittlerweile setzen auch viele Kleinwagen auf die effiziente Technik – doch sie hat ein starkes Manko.

 

Sicherheit? Sicher nein!
Die ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) Zürich warnte bereits 2011 vor den Risiken von Keyless-Systemen. Grund hierfür: Das Funksignal eines solchen „Schlüssels“ lässt sich mittels spezieller Geräte abgefangen und manipulieren. Um das Fahrzeug zu öffnen, muss sich ein Autodieb in der Nähe des Besitzers und ein schlechtgesinnter Beihelfer in der Nähe des Autos befinden. Ersterer kann das Signal auf eine Entfernung von bis zu 100 Metern abfangen, letzterer daraufhin das Fahrzeug öffnen, ohne es zu beschädigen.

 

Viel zu einfach, dachte sich der ADAC, und führte im Zeitraum von 2016 bis 2024 großangelegte Sicherheitstests durch. Das Ergebnis: Von 705 Autos gelten nur 70 als einbruchssicher. Unter den geknackten Autos finden sich nicht nur Nischenanbieter, sondern auch Vertreter namhafter Marken – von Alpha Romeo über Porsche bis zu Volkswagen.

 

Keine Bewegung!  
Eine beliebte Sicherheitsmaßnahme gegen Autoknacker sind Bewegungssensoren im Schlüssel: Bewegt sich dieser nicht, schaltet sich das Funksignal automatisch ab. Je nach System dauert es jedoch bis zu einer halben Stunde, ehe der Bewegungssensor in den Ruhestand fährt. Deshalb stuft der ADAC diese Schutzmaßnahme als „unzureichend“ ein. 

 

Alle einbruchssicheren Modelle haben die Gemeinsamkeit, dass sie auf Ultrabreitband zurückgreifen. Hierbei wird die Laufzeit des Funksignals zwischen Auto und Schlüssel präzise gemessen, sodass eine Verlängerung der Reichweite nichts bewirkt. Nachdem diese Technik erstmals 2018 im Jaguar Land Rover verbaut wurde, zogen etliche Autohersteller nach; darunter auch deutsche Marken wie Audi und Mercedes.

 

Sicherheit geht vor
Der ADAC fordert alle Autohersteller mit Keyless-Technologien zu systematischen, zeitgemäßen und unabhängig zertifizierten Sicherheitsstandards auf. Wer ein Fahrzeug mit unsicherem Keyless-System besitzt, kann bei Herstellern und autorisierten Werkstätten nach Sicherheitsupdates fragen. Bis dahin können betroffene Autofahrer auf einfache Methoden zurückgreifen, um sich vor Autodieben zu schützen – beispielsweise, indem sie ihr Fahrzeug in der Garage abstellen und den Funkschlüssel nicht in der Nähe von Außentüren oder Fenstern aufbewahren. Wer diese Empfehlungen befolgt, ist auf der sicheren Seite; denn schlüssellose Fahrzeuge sind nicht nur für den Besitzer, sondern auch für den Autoknacker praktisch.